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Studierende in der Krise: "Jetzt zu glauben "die machen das schon irgendwie" wäre fatal und absolut nicht vorausschauend"
Studierende rutschen derzeit von einer Krise in die nächste. Lustiges Studentenleben? Fehlanzeige. Stattdessen: Geldmangel, Energiekrise, Inflation. Das Studium wird mehr und mehr zum Existenzkampf. Die Deutsche Bildung Studienfinanzierung möchte mit ihrem Konzept, das auf dem Umgekehrten Generationenvertrag beruht, einen Beitrag zu mehr Bildungschancengerechtigkeit leisten. Denn: In vielen Branchen sind gut ausgebildete Fachkräfte bereits ein Mangel – und dem müssen wir entgegenwirken.
Studierende in der Krise: Ein Statement von Anja Hofmann, Vorstandsmitglied der Deutschen Bildung AG
Lehrjahre sind keine Herrenjahre? Leider ist diese Auffassung immer noch fest in den Köpfen vieler Menschen verankert. Dabei ist sie schlichtweg falsch. Für viele junge Menschen blieb ein Studium auch in der Vergangenheit bereits ein unerreichbarer Traum, der schlichtweg an der Finanzierung scheiterte. Mittlerweile hat sich die finanzielle Lage außerdem so sehr verschärft, dass immer mehr Studierende darüber nachdenken müssen, ihr Studium aus finanziellen Gründen abzubrechen. Jeder und jede dritte Studierende gilt mittlerweile als arm.
Persönliche Krise: Finanzieller Background beeinflusst Studienerfolg
Was sind die Ursachen dafür? Leider hatte Studieren schon immer etwas mit Gerechtigkeit zu tun: die finanzielle Herkunft bestimmt, ob ein Studium überhaupt aufgenommen wird und wie erfolgreich und in welcher Zeit es absolviert wird. Auch die Entscheidung für einen Auslandsaufenthalt steht und fällt mit der finanziellen Unterstützung von zuhause.
Neue Krisen nach Corona: Energiepreise und Inflation
Doch auch die Nachwirkungen der Coronakrise sind weiterhin spürbar. Studienbedingungen wurden zum Teil deutlich erschwert. Außerdem fielen zahlreiche Nebenjobs weg – eine wichtige Säule im Studienfinanzierungsmix. Im Zuge des Ukrainekrieges sind die Energiepreise extrem gestiegen, die Inflation befindet sich mit derzeit 7,4 Prozent auf einem Höhenflug: ein enormes Problem für viele gesellschaftliche Gruppen, aber insbesondere auch für Studierende.
Anja Hofmann, Mitglied des Vorstands
“Es sind viele Hürden, die Studierende zur Zeit überwinden müssen. Schon länger haben sie das Gefühl, unter dem Radar zu sein, dabei sind gut ausgebildete Menschen aller Fachrichtungen die beste Antwort auf all die Herausforderungen der aktuellen Zeit. Jetzt zu glauben “die machen das schon irgendwie” wäre fatal und absolut nicht vorausschauend.”
Steigende Mieten besonders in Hochschulstädten
Ein weiteres drängendes Problem: die Mieten in den Hochschulstädten. Das Moses Mendelssohn Institut (MMI) und das Portal WG-Gesucht.de haben 94 Hochschul-Standorte untersucht. Heraus kam: der studentische Wohnungsmarkt verzeichnet einen neuen Negativ-Rekord. Noch nie war das Wohnen in Hochschulstädten so teuer. München führt das Feld mit durchschnittlich 720 Euro Wohnkosten pro Monat weiterhin an, doch auch in anderen Städten steigen die studentischen Mieten in die Höhe, so etwa in Berlin um enorme 28 Prozent von 500 auf 640 Euro pro Monat. In 37 von 94 Städten stiegen binnen eines Jahres die Wohnkosten um mehr als 10 Prozent. Die im Bafög enthaltene Wohnkostenpauschale reicht – trotz Erhöhung im Jahr 2022 von 325 auf 360 Euro – in 68 Städten nicht für ein durchschnittliches WG-Zimmer.
Studentenleben in der Krise: Finanzierungslücke wird immer größer
Die – gut gemeinte – Anhebung des Bafög-Satzes im vergangenen Jahr ist als Maßnahme komplett verpufft. Und auch die 200-Euro-Energiepauschale, die, nach vielem Hin und Her, im März 2023 endlich beantragt werden konnte, ist für die meisten Studierenden lediglich ein Tropfen auf dem heißen Stein. Fest steht: Die Finanzierungslücke wird immer größer. Wer versucht, das Studium allein über Nebenjobs zu finanzieren, merkt schnell: die Konzentration leidet, das Studium verlängert sich oder wird mit schlechteren Leistungen abgeschlossen. Auf der Strecke bleibt vor allem, was ein Studium darüber hinaus ausmacht: Auslandserfahrungen, der Blick über den Tellerrand und das Sozialleben.